1. Fastentag

2.Tag = 1. von 5 Fastentagen


Acht Uhr Frühstück = Tee.
Acht Uhr fünfzehn schweigender Spaziergang zum See. Schön, beruhigend, angenehm. Es ist wieder klirrend kalt, aber der wolkenlose Himmel und Sonnenschein machen das locker wett. Mittlerweile ist die Gruppe von 12 Personen komplett und es wird deutlich, dass einige die Stille nicht so sehr geniessen können. Schweigen funktioniert nur nach nachdrücklicher Anweisung durch die Fastenleiterin Elisabeth. 




Neun Uhr: Treffpunkt zum Glaubersalz trinken. Meine Horrorvision erwies sich als relativ harmlos. Den halben Liter Bittersalzlösung hatte ich auf drei Sätze vernichtet. Würgen war nicht nötig und Brechreiz gab es auch keinen. Ohne Beigabe von Zitrone oder abwechselndem Spülen mit Tee, wie es manche vor ziehen, einfach wie serviert: Salz in heissem Wasser aufgelöst und mit kaltem trinkfertig temperiert. Danach zwei Stunden Pause im Zimmer.
11.30h Einführung in die Geheimnisse des Leberwickels.
Langsam machen sich unerträgliche Kopfschmerzen breit. Meine Stimmung sinkt und ich werde immer stiller. Geht das überhaupt allein im Zimmer? Scheinbar. Ich horche permanent von aussen in mich rein und warte .. es passiert nichts ausser, dass mir immer kälter wird.



12 Uhr ist Lunchtime! Erwartungsvoll sitze ich da und warte wieder was denn passieren wird. Es gibt frischgepressten Apfel-/Karottensaft und gleich einen halben Liter! Dazu Tee und Wasser. Der Saft wird schlückchenweise oder löffelweise zu sich genommen. Und bitte: schweigend!
Danach - ab ins Zimmer zum Leberwickel ins Bett. Eineindhalbstunden später dreh ich am Rad. Die Kopfschmerzen werden immer schlimmer. Also raus aus dem Bett. Rundgang durchs und ums Kloster bewirkt Wunder. Es geht mir besser und ich mache mich frisch fürs Abendessen.
17.30 Uhr. Es kommt ein riesiger Suppentopf mit klarer Gemüsesuppe und sichtbaren Gemüsestücken! ESSEN! Die ersten Profifaster lachen schon, als sie meine grossen Augen sehen. Das Gemüse bekommen wir nicht. Nur den Sud. Macht nix. Ich esse 2 Teller klare Suppe. Würze mit frisch geriebenem Ingwer und gehackter Petersilie. Dazu gibt es Tee und Wasser. Mir schmeckt es, und zwar richtig gut. Was mich allerdings überrascht: Ich habe immer noch keinen Hunger. Plötzlich wird meine grösste Sorge zum kleinesten Problem. Obwohl Problem? Eigentlich habe ich ja kein Problem. Ich bin nur schwach.



18.30 Uhr Vortrag.
Wie mache ich einen Einlauf? 
Mein absolutes Lieblingsthema. Ich biete sogar an, stattdessen immer Glaubersalz zu trinken. Abgelehnt, weil zu chemisch. Ich erkundige mich nach den Nebenwirkungen, Folgen, wenn ich mich doch dagegen entscheiden sollte. Es nützt nichts. Ich soll es einfach machen. Und jetzt: Nachtruhe. wer mag kann schon mal den Einlauf für morgen früh üben. Und bitte: vor dem Frühstück!


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